Das Wort zur Woche (2. November 2025 - Allerseelen Lesejahr C)

Katharina Nowak
Lars Schäfers ist Referent des Wuppertaler Stadtdechanten.

Gott selbst ist die Auferstehung und das (ewige) Leben

Liebe Leserinnen und Leser,

„… und das ewige Leben. Amen.“ Fast wie eine Nebensächlichkeit, die eben auch noch genannt werden muss, wirkt manchmal der Schlussteil des christlichen Glaubensbekenntnisses. Und tatsächlich ist er in weiten Teilen des Kirchenjahres für mich als gläubigen Christen und Theologen leider „nur“ ein weiterer zu glaubender Inhalt christlicher Lehre neben den anderen, zu denen man sich allsonntäglich mal mehr mal weniger bewusst bekennt. Doch eine Petitesse wird wohl kaum das Wörtchen „ewig“ mit sich führen. Allerheiligen, Allerseelen, aller Jahre wieder im November gedenken Christinnen und Christen ihrer Verstorbenen und ihrer eigenen Vergänglichkeit in besonderer Weise. Der November bedeutet Tristesse und Todesgedenken. Dabei kann gerade Allerheiligen als festliches Intro des vielgeschmähten Spätherbstes Kickstart einer Hoffnung sein, die selbst den Tod überholt.

Wer unfehlbarer sein will als der Papst, muss bloß bekennen: „Wir werden alle sterben.“ Das ist „von allen ohne Schwierigkeit, mit sicherer Gewißheit und ohne Beimischung eines Irrtums“ erkennbar, wie es beim Ersten Vatikanischen Konzil noch mit unverdrossenem Gehorsamsglauben von der gesamten kirchenamtlichen Lehre hieß. Doch beim Sterben bleibt es nicht; Jesus sagt im heutigen Evangelium:

„Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.“ Joh 11,25-26

Die berühmten „Ich-bin-Worte“ Jesu im Johannes-Evangelium beschreiben eingängig die Heilsbedeutung Jesu als wahrem Menschen und wahrem Gott: Es geht nicht einfach darum, was Jesus tun kann oder hätte tun können, sondern wer er ist. Darin gipfelt die Glaubensbotschaft des Johannes-Evangeliums. Wenn Jesus selbst die Auferstehung und das Leben ist, erhellt das auch alle weiteren Themen der christlichen Eschatologie, der sogenannten „Lehre von den Letzten Dingen“.

Zur Zeit des Ersten Vatikanischen Konzils galt der christliche Jenseitsglaube noch einer metaphysischen Hinterwelt mit den räumlich gedachten Abteilungen Himmel, Hölle und Fegefeuer. Nicht selten wurde mit dieser Deutung damals mehr Höllenangst denn Himmelshoffnung unter den Glaubenden gestiftet. Doch die christliche Eschatologie als metaphysische Absonderlichkeit abzutun, an die ein aufgeklärter Mensch nicht mehr glauben könne, ist so verkehrt wie verbreitet. Gut, dass die Theologie seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil die christliche Hoffnung auf das ewige Leben neu zum Leuchten gebracht hat. Statt jenseitiger „Orte“ sind Himmel, Hölle, Fegefeuer und Gericht vielmehr einzig als Begegnungserfahrungen mit Gott und damit auch mit Jesus nach dem Tode verstehbar. Gott ist „das Letzte Ding“, schrieb der große Theologe Hans Urs von Baltasar so wunderbar prägnant:

„Gott ist als Gewonnener Himmel, als Verlorener Hölle, als Prüfender Gericht, als Reinigender Fegfeuer“.

Allerseelen ist dasjenige Fest im Kirchenjahr, das dabei hilft, aus dem Dickicht allen zeitlichen Sorgens und Tuns herauszukommen und die Chance zu nutzen, diese christliche Hoffnung auf das ewige Leben für sich selbst wie für alle, die man liebt, wieder neu ins bis dahin träge gewordene Todesbewusstsein zu bringen. Ich glaube an das ewige Leben – das ist nicht nebensächlich, sondern die schönste Hoffnungssache der Welt. Darum ist der November für mich nicht das „Schmuddelkind“ unter den Monaten. Die Zeit nach Allerheiligen und Allerseelen ist vielmehr alle Jahre wieder neu die Gelegenheit, die Hoffnung zu trainieren, dass es mit Gott nur ein „Letztes Ding“ gibt und Jesus selbst die Auferstehung und das Leben ist, dem wir todüberwindend entgegengehen.

Eine gesegnete Woche wünscht Ihnen
Ihr Lars Schäfers
Referent des Wuppertaler Stadtdechanten

Alle "Wochenworte" finden Sie in unserem Weblog "Kath 2:30":
"Wort zur Woche" auf Kath 2:30

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