Ausgabe 13, Dezember 2014
Früh morgens in der Bäckerei: Auszubildende Nina Wehmeyer (links) mit Ausbilderin Linda Schmitz.

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Ein Stück vom Kuchen
Wuppertaler Projekt macht Mütter für Teilzeitausbildung stark

Text und Bild Jennifer Abels

„Eigentlich sind Mütter die besseren Auszubildenden“, sagt Andrea Stock-Sieger und lacht. Seit acht Monaten, betreut sie für das Projekt MiTa* alleinerziehende Mütter, die eine Ausbildung in Teilzeit machen möchten. Angeboten wird das Projekt vom Sozialdienst katholischer Frauen in Wuppertal und der GESA, in Zusammenarbeit mit dem Wuppertaler Jobcenter.

Denn es gibt gute Erfahrungen mit Auszubildenden, die Familienverantwortung haben, wie Silke Vomschloß vom Bäckereiunternehmen Horsthemke weiß. Sie betreut die rund 120 Auszubildenden – davon sechs Mütter in Teilzeitausbildung – des Unternehmens, das in NRW 120 Filialen betreibt. „Wir bilden sehr viele junge Leute aus, die wir zum großen Teil auch übernehmen wollen. Teilzeitausbildung für Mütter gehört heute einfach dazu, für uns ist es selbstverständlich, dass wir das anbieten“, erklärt Silke Vomschloß.

Doch dieses Angebot ist eine Ausnahme, die meisten Firmen können sich Alleinerziehende in Teilzeitausbildung nicht vorstellen. Schuld daran sind Vorurteile, mit denen Mütter auf dem Arbeitsmarkt zu kämpfen haben – viele Fehlzeiten, mangelnde Flexibilität und Belastbarkeit. „Dabei ist es genau umgekehrt“, widerspricht Andrea Stock-Sieger, „Mütter sind meist sehr gut organisiert, überdurchschnittlich motiviert und belastbar. Sie haben ja viel Erfahrung im Zeitmanagement.“ Im Projekt MiTa unterstützen Andrea Stock-Sieger und ihre Kollegin Maria Giesemann junge Frauen dabei, selbstbewusst mit ihren doppelten Aufgaben umzugehen, und Arbeitgebern ihre Kompetenzen deutlich zu machen. Gerade Mütter, die alleine für ihre Kinder verantwortlich sind, verfolgten oft besonders ehrgeizig ihre Ziele, um unabhängig zu sein und ihren Kindern als gutes Beispiel vorangehen zu können. „Das setzt Kräfte frei, von denen Arbeitgeber profitieren“, so Andrea Stock-Sieger.

Natürlich werden Kinder krank, und es gibt Kita-Zeiten, an die Mütter gebunden sind. Nina Wehmeyer ist ehemalige MiTa-Teilnehmerin und Mutter einer vierjährigen Tochter. Die Auszubildende in der Bäckereifiliale Horsthemke am Alten Markt spricht aus Erfahrung: „Haushalt, Kind und Ausbildung unter einen Hut zu kriegen, das ist schon manchmal schwer.“ Aber sie sei dankbar für diese Chance, ihre letzte, wie die 24-Jährige meint. „Ich bin glücklich mit dem Job, er macht mir großen Spaß, und ich bin froh, dass ich endlich arbeiten kann.“ Auch ihre Kollegen haben sich darauf eingestellt, dass Nina Wehmeyer nicht immer so kann, wie sie will. „Wir können das auffangen“, erklärt Ausbilderin Linda Schmitz. „Vor allem, wenn der Einsatzwille da ist. Unsere Auszubildende ist mächtig auf Zack. Sie hat in kürzerer Zeit das gelernt, was andere Auszubildende in Vollzeit lernen.“

Jennifer Abels arbeitet für den Sozialdienst katholischer Frauen in Wuppertal (SkF e.V.).

*Maßnahme für alleinerziehende Mütter in Teilzeitausbildung (MiTa)

Das Projekt MiTa wird seit Januar 2014 von SkF e.V. Wuppertal und GESA gGmbH in Zusammenarbeit mit dem Jobcenter Wuppertal angeboten. In einer sechsmonatigen Schulung à 30 Wochenstunden erhalten junge Mütter Informationen über den Arbeitsmarkt und ein intensives Bewerbungstraining. Sie erlernen Strategien zur Organisation von Kinderbetreuung und dem Aufbau von Netzwerken und erproben sich im Praktikum. MiTa richtet sich an alleinerziehende Frauen mit Familienverantwortung zwischen 20 und 35 Jahren. SkF und GESA suchen fortwährend Unternehmen und Kleinbetriebe, die Müttern eine Teilzeitausbildung oder ein Praktikum ermöglichen wollen.

Informationen & Kontakt

GESA gGmbH
Ansprechpartnerin: Andrea Stock-Sieger
Hünefeldstraße 14a, 42285 Wuppertal
Tel.: 0202 28110-193
E-Mail:  andrea.stock-sieger@skf-wuppertal.de, mita@gesaonline.de
www.skf-wuppertal.de

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