Liebe Leserinnen und Leser,
Sie halten die 19. Ausgabe von logisch! - Zeitschrift der Katholischen Citykirche Wuppertal - in Händen. Die Zusammenstellung der Themen zeigt, dass nicht nur die Stadt, sondern auch Gesellschaft und Kirche einem stetigen Wandel unterliegen.
Für die Veränderungen der Stadt steht symptomatisch die Umgestaltung des Döppersberges. Dort wurde im wahren Sinn das Unterste nach oben und das Oberste nach unten gekehrt. Gelangten früher die Fußgänger unterirdisch vom Bahnhof in die Stadt, müssen nun die Autofahrer auf der B7 unter einer Brücke abtauchen, die an aseptischem Charme dem ehemals hygienisch gekachelten Fußgängertunnel in nichts nachsteht. Die oberirdisch geschaffenen Realitäten hingegen legen Zeugnis von einer gesellschaftlichen Gegenwart ab, die noch ihre Visionen sucht. Der neue Primark-Bau mit seiner kupferglänzenden Fassade, die an der Kluse als neues Schauspielhaus der Hamburger Elbphilharmonie ohne Weiteres das Wasser hätte reichen können, beherbergt statt Hochkultur demnächst allerdings Billigklamotten. Er nimmt sich am gegenwärtigen Standort in der Nähe der klassizistischen Architektur von Hauptbahnhof und ehemaliger Bundesbahndirektion aus, als habe hier ein Raumschiff Außerirdischer ein Karosserieteil verloren - ein Kontrast, der durch eine durchbrochene Mauer, die in den Tönen Ocker, Lehmocker, Sandocker, Hellocker und Beigeocker changiert, noch um eine kontrafaktische Nuance erhöht wird. Was auch immer ein Architekt sich da konzeptionell gedacht haben mag - und es ist zu hoffen, dass er einen Denkversuch unternommen hat - er hat die Wuppertalerinnen und Wuppertal mit Gesprächsstoff versorgt. Das wäre wirklich eine einmalige Chance gewesen, das Eingangstor der Stadt neu zu gestalten.
Auch am Döppersberg ist der Vorhang noch nicht gefallen, denn die Fassade des Bahnhofs atmet noch zu sehr den Hauch der Geschichte. Während der Baudezernent hofft, dass das Lehm-Sand-Hell-Ocker noch nachdunkelt, sollte das Bahnhofsgebäude aufgehellt werden. Die Bahn als Eigentümerin aber ist traditionsliebend und besitzstandswahrend. Die Stadt könnte den Bahnhof ja selbst kaufen. Dann sollte man aber auch überlegen, den Bahnhof gleich zur Zollstation zu machen und den Zügen, bevor sie über die Wupper gehen, mit einer Steuer zu belegen - dem Kämmerer zur treuen Hand.
Der Döppersberg zeigt, wie sehr die Stadt vor Herausforderungen und Veränderungen steht. Diese logisch!-Ausgabe geht aber auch anderen Veränderungen und Herausforderungen nach. Nicht nur der Bahnhof steht für eine neue Mobilität, wie Sebastian Schulz in seinem Beitrag über die Zukunft der Mobilität in Wuppertal aufzeigt. Wie sehr sich auch der Umgang mit dem Tod verändert, kann man nicht nur an der Entwicklung der Friedhöfe, sondern auch an einer neuen Art der Trauer ablesen, die sich an den Rändern der Straßen und Wege zeigt. Ein Blick über den Tellerrand hinaus zeigt aber auch, dass Veränderung eine stete Herausforderung für alle Gesellschaften ist. So geht der in Jerusalem lebende Theologe Dr. Till Magnus Steiner der Entwicklung Israels vom verheißenen zum Heiligen Land nach.
Sie finden in dieser Ausgabe noch viele andere interessante, informative, vor allem aber lesenswerte Themen und Beiträge.
So wünsche ich Ihnen eine anregende und - so Gott will - verändernde Lektüre,
Ihr Dr. Werner Kleine, PR