Ausgabe 12, August 2014

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„Du hast mich erforscht, und Du kennst mich“
Erster gemeinsamer Gottesdienst für Unbedachte von Stadt und Kirchen

Text Dr. Werner Kleine

Die Würde des Menschen endet nicht mit dem Tod. Der Respekt vor den Toten, ihrem gelebten Leben, ist vielmehr ein Auftrag für die Lebenden. Und wie eine Gesellschaft diesen Respekt zeigt, sagt immer auch etwas über sie selbst aus. Die christliche Hoffnung auf die Auferstehung vom Tode geht noch einen Schritt weiter. Die zwischenmenschliche Gemeinschaft endet nicht mit dem Tod, sie überdauert ihn: Trauerfeiern und Totengedenken bringen das zum Ausdruck.

Es gehört allerdings zur gesellschaftlichen Realität, dass manche Menschen ohne Geleit bestattet werden. Meist gibt es keine Angehörigen, die eine Trauerfeier organisieren könnten. In diesen Fällen stehen die Kommunen in der Pflicht, für eine Bestattung zu sorgen.

Es ist bemerkenswert, dass die Stadt Wuppertal ihr Anliegen für eine Trauerfeier für Unbedachte vor einiger Zeit an die evangelische und katholische Kirche herangetragen hatte. Uwe Temme, der Leiter des städtischen Ressorts Soziales, wollte sich mit einer einfachen Bestattung für diejenigen ohne Angehörige nicht zufrieden geben. Sie drohe zu einem Verwaltungsakt zu werden. Zu einer würdigen Bestattung gehört für ihn auch eine Trauerfeier, in der das Leben des Einzelnen gewürdigt wird. Temme möchte, dass niemand in Wuppertal unbedacht bestattet wird. „Menschen, die in unserer Stadt gelebt haben und hier verstorben sind, sollen nicht vergessen werden. Wir möchten uns gegen die Anonymität stellen“, begründet deshalb auch der Wuppertaler Oberbürgermeister Peter Jung die nun vereinbarte gemeinsame Initiative von Stadt und Kirchen.

Für die Kirchen ist das schon lange selbstverständlich. So ist bei sogenannten Ordnungsamtsbeerdigungen verstorbener Katholiken in Wuppertal immer ein katholischer Geistlicher anwesend; sie werden also nicht „unbedacht“ verabschiedet. Gerade weil aber jeder Mensch von Gott ins Dasein gerufen wurde, stieß die Initiative von Uwe Temme bei Stadtdechant Dr. Bruno Kurth und Superintendentin Ilka Federschmidt auf offene Ohren.

So fand am 9. Mai 2014 unter großer Anteilnahme der erste Gottesdienst für Unbedachte unter der Leitung von Stadtdechant Dr. Bruno Kurth in St. Laurentius statt. In ihrer Predigt wies Superintendentin Ilka Federschmidt darauf hin, dass „die Liebe Gottes, die niemanden vergisst, die eines jeden Menschen gedenkt, ihre Namen auch unserem Gedenken“ befiehlt. So wurden schließlich die Namen der 35 Menschen, die im vergangenen Jahr unbedacht bestattet wurden, von Uwe Temme, Oberbürgermeister Peter Jung, Diakoniedirektor Dr. Martin Hamburger und Caritasdirektor Dr. Christoph Humburg verlesen; sie entzündeten für jede Person eine Kerze.

An dem Gottesdienst wirkten außerdem Pastoralreferent Herbert Scholl (Seelsorger für Obdachlose, Drogenabhängige und Prostituierte in Wuppertal) sowie Pfarrerin Norma Lennartz mit. Herbert Scholl feiert jährlich auf der Wuppertaler „Platte“ einen Gottesdienst für verstorbene Drogenabhängige und ihre Angehörigen.

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