Ausgabe 12, August 2014
Sabine Schmidt ist alte und neu Vorsitzende des Katholikenrates Wuppertal.

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„Unser Gewicht ist überschaubar – aber nicht unwichtig“

Text Tim Neumann
Bild Christoph Schönbach

Das Ergebnis war eindeutig: mit 29 von 33 Stimmen wurde Sabine Schmidt als Vorsitzende des Katholikenrats wiedergewählt. Die 39-Jährige spricht über ihre Ziele als Vorsitzende, den guten Kontakt zur Stadtspitze und darüber, warum der Einfluss des Katholikenrats bei politischen Fragen begrenzt ist.

Redaktion: Herzlichen Glückwunsch zur Wiederwahl, Frau Schmidt. Sehen Sie das Vertrauen der Vollversammlung als Bestätigung ihrer Arbeit in den vergangenen vier Jahren?

Schmidt: Dankeschön! Einerseits ja, denn es war ein sehr eindeutiges Ergebnis. Das ist eine Bestätigung für das Team, das den Katholikenrat formt, und auch für meine Arbeit an der Spitze. Ich habe mich sehr über das Ergebnis gefreut, weil es natürlich viel Rückenwind gibt.

Redaktion: Der Vorstand ist für vier Jahre gewählt worden. Was möchten Sie im Jahr 2018 erreicht haben?

Schmidt: Was ich gerne fortführen würde, ist das Treffen der Gemeinderatsvorsitzenden zwei Mal im Jahr zum „Stammtisch“. Wir haben festgestellt, dass sie sonst nicht sonderlich vernetzt sind, und da können sie ihre Erfahrungen austauschen. Auch als Katholikenrat möchten wir nah an den Gemeinden sein und mitbekommen, welche Veränderungen nötig sind. So etwas Ähnliches möchten wir auch für die italienische, die polnischen und die anderen Missionen erreichen. Das können wir in den nächsten vier Jahren auf den Weg bringen.

Redaktion: Welche Rolle spielt der Katholikenrat in Wuppertal? Oder anders herum gefragt: Was würde ohne Katholikenrat fehlen?

Schmidt: Ohne den Katholikenrat hätten die Katholiken keine eigene Stelle neben dem Stadtdechanten. Der Katholikenrat kann ihn bei repräsentativen Aufgaben unterstützen. Bei vielen Veranstaltungen werden wir üblicherweise beide eingeladen. Für die Stadtspitze wäre es ohne den Katholikenrat im Bereich des fairen Handels viel schwieriger, denn der Katholikenrat leistet mit seinem Fachausschuss viel inhaltliche Arbeit, so dass die Stadt beispielsweise als „Fairtrade Town“ ausgezeichnet wurde.

Redaktion: Gibt es Bereiche, in denen der Katholikenrat seinen eigenen Ansprüchen hinterherhinkt?

Schmidt: Wir nehmen uns ganz viel vor, vergessen aber manchmal, dass wir eine begrenzte Anzahl von Menschen sind, die das ehrenamtlich macht und dass auch die Zeit begrenzt ist. Da bleibt das eine oder andere leider auf der Strecke. Vor einigen Jahren haben wir zum Beispiel eine Postkarten-Aktion gemacht, die hätte man gut fortsetzen können, aber dazu fehlte uns als ehrenamtlichem Gremium die Kraft. Ich träume von so etwas wie einem Stadt-Bettag. Aber selbst wenn man viel hauptamtliche Hilfe hat, fällt es einem als Vollerwerbstätigem schwer, da mit vollem Herzen mitzuwirken. Fast alle sind berufstätig, alle kommen aus ihren Funktionen in den jeweiligen Gemeinden. Und da gibt es eine Mehrfachbelastung, die da nicht so viel zulässt.

Redaktion: Inwiefern kann und soll der Katholikenrat auch eine politische Größe in Wuppertal sein?

Schmidt: Beispielsweise beim fairen Handel führen wir mit dem Oberbürgermeister Gespräche zum Thema Papierverbrauch. Die verschiedenen Menschen im Katholikenrat sehen die Stadtspitze manchmal noch in anderen Funktionen, man sieht sich immer wieder und ist daher in gutem Kontakt.

Redaktion: Gibt es auch Themen, bei denen der Katholikenrat der Stadtspitze Contra geben kann?

Schmidt: Wir versuchen im Katholikenrat mit einer Stimme zu sprechen. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in den letzten Jahren eine Kampfabstimmung hatten und sich wirklich eine Meinung durchgesetzt hätte. Wir haben uns natürlich zum Thema City-Arkaden zunächst intern eine Meinung gebildet. Wir haben uns Gedanken gemacht, wie Stadtentwicklung für Christinnen und Christen aussehen kann. Es kann nicht unser Ziel sein, dass man vom neuen Döppersberg kommt und dann in einen Konsum-Tempel fällt. Das kann nicht der Wunsch einer Stadt sein, die für die Menschen da ist. Die B7-Sperrung im Rahmen des Umbaus sehen wir nicht so kritisch. Das ist ein Übel, das wir mitnehmen müssen, und wir freuen uns auf den Umbau. Egal, ob wir die B7 sperren oder nicht, wir werden irgendwo im Stau stehen. Dazu haben wir uns zwar nicht öffentlich geäußert, aber es natürlich intern diskutiert. Was uns sehr beschäftigt, ist das Thema Flüchtlinge, weil wir im November den Missio-Truck bekommen. Neben dem Laurentius-Empfang planen wir weitere Veranstaltungen zum Thema Flüchtlinge in der Stadt. Da versuchen wir den Sozialdezernenten ins Gespräch einzubeziehen, auch um zu fragen, wie der Umgang mit Flüchtlingen praktisch aussieht.

Redaktion: Sie sprachen jetzt mehrmals vom „guten Kontakt“ mit der Stadtspitze. Wie schätzen Sie die politische Bedeutung des Katholikenrats ein?

Schmidt: Unser Gewicht ist überschaubar – aber nicht unwichtig. Ich glaube schon, dass die Kirchen immer gehört werden. Wie viel dann tatsächlich Einfluss hat, das können wir nicht beeinflussen. Es ist aber wichtig, dass wir etwas sagen. Wir haben in den letzten Jahren an uns gearbeitet und klar gemacht, wofür wir stehen. Zumindest kennt die Stadtspitze den Katholikenrat, wir sind nicht mehr unbekannt – und das ist ein großer Schritt.

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