Ausgabe 11, Dezember 2014

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New York, Rio, Tokyo
Eine heilige Beförderung zur Basilika Minor


Joachim Kardinal Meisner segnet das päpstliche Wappen, das die Laurentiusbasilika zieren wird.

Text Janina Kusterka
Bild Christoph Schönbach

„Der Himmel strahlt über Wuppertal, unser Gotteshaus glänzt in seiner Schönheit, wir dürfen strahlen vor Freude und diese Freude vor Gott bringen“, sagte Kardinal Meisner jüngst in der Laurentiuskirche. Weil diese nun zur Basilika Minor erhoben wurde, strömten die Menschen von Nah und Fern in die Messe.

Sie besuchten eine besondere Messe, denn Kardinal Meisner war eigens dafür angereist, die Predigt zu halten und die Laurentiuskirche mit dem neuen Titel zu adeln: Basilika Minor. „Wir sind wieder wer!“, möchte man ausrufen. Endlich steht die Kirche nicht mehr einfach so herum und tut nichts, wie sie es seit 179 Jahren macht. Sie glänzt, sie strahlt und wirkt erhabener. Zugegeben, sie steht noch immer einfach rum. Aber nun mit Grazie und neuem Stolz. Sie steht dort, gibt uns Sicherheit und zeigt, so soll es sein, so kann es bleiben. Wir sind jetzt Basilika Minor! Diese Freude fühlten viele Menschen, denn die Messe anlässlich dieses Hochtages war gut besucht. So gut, dass die vorbereiteten Gesangsblätter nicht ganz ausreichten. Das zeigt die Strahlkraft und die Anziehungskraft dieses Titels. In Deutschland sind offensichtlich nicht nur Doktortitel sehr begehrt. Die Laurentiuskirche muss gleichwohl nicht fürchten, dass sie wegen Plagiatsverdachts ihren Titel aberkannt bekommen könnte. Der bleibt. Auch wenn der klassizistische Stil, in dem das Gotteshaus erbaut wurde, die Antike nachahmt; von Plagiat kann keine Rede sein. Papst Franziskus hat die Laurentiuskirche als erste Kirche in seiner Amtszeit in den Stand einer Basilika Minor erhoben. Er hat ein Auge auf uns geworfen. Wir werden wahrgenommen. Neben New York, Rio, Tokyo muss nunmehr auch Wuppertal genannt werden. Kardinal Meisner sagte: „Mit großer Freude dürfen wir zur Kenntnis nehmen, dass Papst Franziskus die Laurentiuskirche in Wuppertal zur Basilika Minor erhoben hat. Damit reiht sich Wuppertal in die bedeutenden Basilika-Stätten des Erzbistums Köln ein.“ Kardinal Meisner hat hier leider nur regional gedacht. New York, Rio, Tokyo ist es also nicht, dafür Köln, Düsseldorf, Bonn und, ach ja, Neuss. Das macht auch schon was her.

Euphorie

Der Weg zur Ernennung war von Einigkeit und Harmonie geprägt. „Der Erzbischof von Köln und die Deutsche Bischofskonferenz waren sich völlig einig, dass die Würde der St. Laurentiuskirche in Wuppertal nach außen und nach innen als großartiger Bau etwas von der Schönheit und Kraft des Evangeliums verkündet: der nach mir kommt, ist größer als ich“, schwärmte Kardinal Meisner.<br />

Ihr Völker dieser Erde, seht auf diese Kirche! Sie steht nicht rum, sie verkündet das Evangelium. Ganz von alleine. Dazu bedarf sie nicht unbedingt Menschen. Ein geschwätziges Ding ist sie deswegen noch lange nicht. Ihre Verkündung ist sicher auf einer metaphysischen Ebene zu verstehen. In jedem Fall wird Wuppertal nun ernster genommen. Wuppertal habe ein positives Gewicht, jetzt, wo es eine Basilika Minor habe, verkündete Kardinal Meisner in seiner Predigt. Da spricht er eine Wahrheit gelassen aus. Mit Wahrheiten kennt sich der Mann ja bekanntlich aus. Oder besser: mit der Wahrheit. Es gibt nur eine Wahrheit, keine Wahrheiten. Und diese Wahrheit ist: St Laurentius muss sein neu erlangtes Gewicht für das Gute einsetzten. Wir sind alle Kämpfer geworden: für das Wahre, Gute und Schöne. Die Kirche selbst ist nun also befördert worden. Obwohl sie sich bisher nicht als Karrierist hervortat. Im Gegenteil, recht zufrieden war sie stets, wie sie da so in der Sonne stehen konnte.

Ernüchterung

Leider bringe die Beförderung keine Gehaltserhöhung mit sich, rückte Kardinal Meisner eventuelle Hoffnungen seitens der Angestellten zurecht. Überraschend ist das nicht: Bauwerke verlangen in der Regel keine Gehälter. Womöglich würde das den Glanz dieses Titels auch schmälern. Also fix das neue Firmenschild noch wienern, segnen, anbringen – und schon können sich alle Wuppertaler an der neuen alten Sehenswürdigkeit erfreuen. Machen Sie sich gefasst auf viele Reisebusgesellschaften, die sich auf die in Sandalen steckenden Socken machen werden, um den Glanz unserer Kirche auf Zelluloid zu bannen. Einer wird vielleicht keine Sandalen, sondern rote Schuhe tragen. Kardinal Meisner will Papst Franziskus jedenfalls Fotos zeigen von Wuppertal. Dann kommt der sicherlich auch bald und schaut sich seine Basilika an. Und fährt ein bisschen Schwebebahn. Die Fotolinsen sollten sich bei der Predigt schließen, die Herzen und die Ohren hingegen weit öffnen, forderte Kardinal Meisner die Gemeinde auf. Ich halte mich daran, schließe jetzt diesen Artikel und öffne mein Herz für die Basilika Minor und ihren Zauber. Vielleicht spüre ich es noch.

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