Ausgabe 9, Juli 2013

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Stadtentwicklung für wen?
Der Ausbau der City-Arkaden verunsichert nicht nur den Einzelhandel


Rot oder grün? Die Betreiber der City-Arkaden möchten das Einkaufszentrum in Elberfeld baulich erweitern.
Die Grünen fordern stattdessen einen Stadtpark.

Text und Bild Gregor Elsbeck

Als Anfang des Jahres bekannt wurde, dass die City-Arkaden in Wuppertal-Elberfeld ausgebaut werden könnten, hagelte es umgehend Kritik. Seitdem ist immer wieder mal etwas Neues zum Thema in der Presse zu lesen, obwohl bis heute nichts entschieden ist.

Möchte man sich eine Übersicht der Lage verschaffen, so stellen sich zunächst zwei Fragen: Wie genau sollen die Arkaden erweitert werden, und was verspricht sich die Betreiberfirma davon? Knut Volquardsen vom Betreiber ECE Projektmanagement drückt es so aus: „Der regionale Wettbewerb hat sich seit Eröffnung der City-Arkaden Wuppertal massiv verschärft. Darüber hinaus sind zahlreiche weitere Einzelhandelsprojekte in der Region geplant.“ Ob diese Entwicklung nicht schon beim Bau der Wuppertaler Arkaden vorausgesehen hätte werden können, bleibt fraglich.&nb

Gespräche führen

Knut Volquardsen sieht jedenfalls „die Notwendigkeit, die Elberfelder Innenstadt qualitativ und quantitativ zu stärken. Aus dieser Beurteilung heraus ist der Wunsch entstanden, die City-Arkaden zu erweitern.“ Bislang ist es bei dem Wunsch geblieben, denn ob dieser umzusetzen ist, hänge laut Volquardsen von der Verfügbarkeit entsprechender Grundstücke ab, die bislang nicht im Besitz der ECE sind. „Insofern führen wir zurzeit Gespräche mit zahlreichen Grundstückseigentümern in der Nachbarschaft der City-Arkaden. Wir sind zuversichtlich, die Gespräche bald abschließen zu können. Das wäre dann die Basis, um mit Verwaltung, Politik, Verbänden und Anwohnern eine Diskussion der Gestaltungsmöglichkeiten zu beginnen.“ Klar ist also, dass bis jetzt nicht viel klar ist.

Denkmalschutz aufgehoben?

Die Stadt Wuppertal warte auf die Pläne der Betreiber, sei aber grundsätzlich offen für zusätzliche Verkaufsflächen, teilte ein Sprecher mit. Einen unverbindlichen Bebauungsplan zur Erweiterung der City-Arkaden hatte der Stadtentwicklungsausschuss schon am 20. Februar beschlossen. Dieser sieht unter anderem vor, das ehemalige Postgebäude und den Platz am Kolk zusammenzulegen. 

Der Ausbau der Arkaden soll 16.000 Quadratmeter zusätzliche Verkaufsfläche bringen. Diese Idee rief von Anfang an Kritiker auf den Plan. So hat sich zum Beispiel die Interessengemeinschaft „Die Wuppertaler“ gegründet. Neben zahlreichen Bürgern sind Vertreter des Wuppertaler Einzelhandels dabei, der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, der Bürgerverein Elberfeld-Mitte und die Katholische Citykirche Wuppertal. Die Gemeinschaft tritt dafür ein, dass gewachsene Strukturen und die vielfältige Stadtkultur in der Elberfelder Innenstadt erhalten bleiben. Auf der Internetseite von „Die Wuppertaler“ heißt es: „Die Erweiterung der City-Arkaden wird das Aussterben der Elberfelder Innenstadt forcieren und zudem weitreichende Beeinträchtigungen der übrigen Stadt zur Folge haben. Denn neue Verkaufsflächen können letztlich nicht die Kaufkraft der Wuppertaler Bürger erhöhen, sondern nur einen Umverteilungsprozess auslösen.“

Zukunft des Einzelhandels

Für die Einzelhändler setzt sich auch der Rheinische Einzelhandels- und Dienstleistungsverband ein. Dessen stellvertretender Hauptgeschäftsführer Georg-Eicke Dalchow wünscht sich, dass in der Diskussion um den Ausbau der Arkaden und die Zukunft der Elberfelder Innenstadt berücksichtigt wird, dass die Bevölkerung immer älter wird. Wichtig sei auch eine Gestaltung des öffentlichen Raums, die positive Auswirkungen auf die Kundenbindung in Wuppertal hat. Der Verband wird mit Vertretern von „Die Wuppertaler“ und ECE an einem von der Stadt geplanten Moderationsverfahren teilnehmen. Dann sollen die Erweiterungspläne der City-Arkaden erläutert und gemeinsame Entwicklungsperspektiven gefunden werden. Einen Termin dafür gibt es allerdings noch nicht. Auch die evangelische Kirchengemeinde Elberfeld-Nord kritisiert in einem Schreiben an Oberbürgermeister Peter Jung eine Erweiterung der Arkaden. Die Vorsitzende der Gemeinde, Britta Bütehorn, und der Pfarrer des Bezirks am Kolk, Andreas Bollengraben, befürchten, dass bei einem Ausbau der City-Arkaden der Blick vom Kipdorf auf die Alte luthersche Kirche am Kolk beeinträchtigt wird.

Vielleicht ein Bürgerpark?

Bütehorn und Bollengraben befürworten vielmehr den Plan, den Platz am Kolk als grünen Bürgerpark umzugestalten. Diese Idee unterstützt auch die Ratsfraktion der Wuppertaler Grünen, die Mitte Februar bereits einen entsprechenden Gestaltungsentwurf vorgelegt hatte. Neben den Grünen sind auch Die Linke und WfW gegen den Arkaden-Ausbau. CDU, SPD und FDP befürworten eine Erweiterung, pochen aber auf eine gute Prüfung und Planung. Auch die Wuppertaler Gruppe im Bund Deutscher Architekten wird an dem Moderationsverfahren teilnehmen. Die Architekten sehen einem Ausbau mit Unbehagen entgegen. Sie befürchten, dass die Attraktivität der Elberfelder Innenstadt in Mitleidenschaft gezogen wird, wenn dann zu den bereits geplanten Bauprojekten noch der Ausbau der Arkaden käme. Obwohl es noch keinen Beschluss für einen Ausbau der City-Arkaden gibt, ist der Streit darüber schon in vollem Gange. Verschiedene Gruppen wollen möglichst früh Einfluss auf die Planung nehmen, um ihre Interessen durchzusetzen. In den kommenden Wochen und Monaten wird es interessant sein zu sehen, ob und zu welcher Einigung es kommt. Dass es nicht jedem recht gemacht werden kann, ist klar, doch am Ende könnte wieder mal die Wirtschaft die Nase vorn haben. Das wäre dann ein typischer Stadtkonflikt auf Wuppertaler Art.

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