Ausgabe 9, Juli 2013
Das Team des SkF-Pflegekinderdienstes: (v.l.n.r.) Gaby Nordmann, Marisa Chereath und Barbara Mertmann

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Ein neues Zuhause für Lena
Wie der Pflegekinderwunsch in Erfüllung geht

Text und Bild Jennifer Abels

Vater, Mutter, 15jährige Tochter, 13jähriger Sohn, gemütliche Eigentumswohnung in verkehrsberuhigter Wohnlage, die alltäglichen Zankereien unter Geschwistern, ansonsten alles harmonisch. Die Familie Hermann* hatte ein ziemlich normales Leben geführt, bis sich vor anderthalb Jahren mit der kleinen Lena* plötzlich Nachwuchs ankündigte. Kein Problem für Marla* und Fabian*, die Älteren, sie hatten genug Zeit, sich darauf einzustellen. Was sie nicht wussten, war, wann ihre Schwester kommt und wie alt sie sein würde – denn Lena ist ein Pflegekind. „Das Warten ist fast wie bei einer Schwangerschaft“, erklärt Pflegemutter Angela Hermann*, „auch da hat man Zeit, sich vorzubereiten.“

Das Thema Dauerpflege kennt viele Vorurteile, sagt Gaby Nordmann, Mitarbeiterin des Pflegekinderdienstes vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Wuppertal: „Die Kinder sind nur auf Zwischenstation – Pflegeeltern müssen jung sein – vielen geht es allein ums Geld. Alles Unsinn! Dauerpflege ist, wie der Name schon sagt, auf Dauer angelegt. Eine Rückkehr nach einer Zeit ohne Bindung zu den leiblichen Eltern ist sehr unwahrscheinlich.

Kein Umrechnen

Lena kam direkt nach der Geburt zu den Hermanns, ihre leibliche Mutter sieht das Mädchen einmal im Monat für eine Stunde. Lena wiederum hat die Möglichkeit, ihre leibliche Mutter kennenzulernen. Zu einer Dauerpflege hatten sich die Hermanns entschlossen, weil sie das Gefühl hatten, dass in ihrer Familie noch ein Platz „frei“ sei. Die endgültige Entscheidung fiel, als sie beim Umzug überlegten, wie groß die künftige Wohnung sein sollte. Ein Pflegekind, so die Vorgabe, muss nämlich ein eigenes Zimmer haben.

„Wir bekommen vom Jugendamt ein monatliches Pflegegeld“, erklärt Angela Hermann, „das deckt zwar die laufenden Kosten, aber wirklich umrechnen kann man es nicht. Ich kann wegen der Kleinen zum Beispiel momentan nicht arbeiten. Und ein Menschenleben mit einem Geldwert auszudrücken, ist ohnehin schwierig.“ Lena wäre ohne Pflegefamilie wahrscheinlich in ein Heim gekommen und hätte dort sicher nicht dieselben Chancen wie bei den Hermanns gehabt. „Wenn Lena irgendwann Geige lernen möchte, rechnen wir ja nicht um, ob das im Budget vom Jugendamt enthalten ist“, erklärt Klaus Hermann.

Pflegefamilien gesucht

Der SkF-Pflegekinderdienst betreut zurzeit 25 Pflegekinder. Um Pflegefamilie werden zu können, müssen die potentiellen Eltern ein Verfahren durchlaufen. Dieses umfasst mehrere persönliche Gespräche und ein abschließendes Seminar. „Es dauert unterschiedlich lang, bis ein Kind in die Pflegefamilie vermittelt wird“, erklärt Marisa Chereath vom SkF. „Jede Bewerberfamilie hat ein individuelles Profil, andere Möglichkeiten und Wünsche. Und das hat Einfluss auf die Wartezeit. Außerdem suchen wir die passenden Eltern für das Kind, nicht umgekehrt.“ Noch immer gibt es in Wuppertal für die vielen Kinder, die ein Zuhause suchen, zu wenige Pflegeeltern. Woran das genau liegt, weiß Gaby Nordmann nicht. „Vielleicht auch daran, dass die Menschen immer noch zu wenig über das Thema wissen.“

* Namen von der Redaktion geändert

 

Information & Kontakt

Sozialdienst katholischer Frauen e.V
Wuppertal-Pflegekinderdienst
Ansprechpartnerin: Marisa Chereath, Barbara Mertmann, Gaby Nordmann
Kolpingstraße 16, 42103 Wuppertal
Tel.: 0202 429974-13, -16, -17
E-Mail: pflegekinderdienst@skf-wuppertal.de

Nächster Info-Abend: 11. Juli 2013, 19 Uhr, Kolpingstraße 16, 42103 Wuppertal.

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