Ausgabe 15, September 2015

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„Wenn unsere Kinder hier glücklich sind, dann sind wir glücklich“
Seit 2006 engagiert sich die Wuppertaler Togo-Initiative für die Integration von Erwachsenen und Kindern. Ihr Schwerpunkt ist die Bildungsarbeit.

Text Sebastian A. Schulz

Wie muss sich diese neue, fremde Welt wohl angefühlt haben, nachdem die beiden ihr Leben in Afrika aufgegeben und in Wuppertal ein neues begonnen hatten?

Schon lange vor den aktuellen Diskussionen zur Flüchtlingslage in Deutschland kamen Ali Tchassanti und Rashid Abdoulaye in den 1990er Jahren aus Togo nach Wuppertal. Ihr Wunsch war eine neue Lebensperspektive, wenn schon nicht für sie selbst, dann wenigstens für die eigenen Kinder. Aber: so wie heute fehlte es auch damals an nachhaltigen Integrationskonzepten.
„Wir sind hierher gekommen, und ehrlich gesagt – keiner hat uns geholfen“, so beschreibt Rashid Abdoulaye seine Anfangszeit in der neuen Wahlheimat. Heute ist er stellvertretender Vorsitzender der Wuppertaler Togo-Initiative, die einzelne Stimmen der bis zu 300 Familien aus Togo in der Stadt zu einer vereint. Die Vereinzelung sei bei der Ankunft ein großes Problem gewesen, sagt auch Ali Tchassanti, Vorsitzender der Initiative. „Die Idee war: nur gemeinsam werden wir stark! Alleine gehend wird man uns nicht helfen“, erinnert er sich. Integration gelingt ohne Beratung und Hilfe nicht, und so nahmen Abdoulaye und Tchassanti es in die eigenen Hände. Sie wollten Neuankömmlingen aus Togo und anderen afrikanischen Ländern zumindest eine Anfangsberatung anbieten. Mit der Gründung der Togo-Initiative im Jahr 2006 war jedoch noch ein größerer Wunsch verbunden. Weil viele Togoer in der Vergangenheit wenige Bildungsmöglichkeiten gehabt hätten, sieht Ali Tchassanti heute die Verpflichtung, Kindern mit Migrationshintergrund „mehr Chancen zu geben“.
In Kooperation mit der Caritas und dem katholischen Bildungswerk in Wuppertal geht die Togo-Initiative grundlegende Schwierigkeiten bei der Integration von Kindern an. Dabei gilt: sprachliche Barrieren überwinden und Bildungslücken füllen. Auch Computerkurse in den Räumen der Caritas sind nun fester Bestandteil dieser Bildungsarbeit.
Was für deutsche Muttersprachler selbstverständlich ist, ist für viele Migranten ein Hinderungsgrund, eine berufliche Ausbildung zu beginnen: Denn wie soll Integration gelingen, wenn schon das Verfassen einer Bewerbung kaum möglich ist. Die Togo-Initiative versucht den Befürchtungen entgegen zu wirken, dass die eigenen Kinder in der neuen Heimat keine Zukunft haben – mit Erfolg. Dank ihrer Förderung konnten viele Kinder einen Schulabschluss machen.
Mittlerweile fördert auch das „Ressort Zuwanderung und Integration“ der Stadt Wuppertal das Projekt. Die Initiative sieht sich selbst als Vorzeigeprojekt für Integration in Nordrhein-Westfalen. Die schwierigen Erfahrungen der beiden Vorsitzenden aus ihrer Anfangszeit in Deutschland sind dem Dank für viele offene Ohren in Wuppertal gewichen. Rashid Abdoulaye bringt es schließlich auf den Punkt: „Wenn wir sehen, dass unsere Kinder und die Togoer hier glücklich sind mit Bildung, dann sind wir glücklich.“

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