Ausgabe 10, Dezember 2013

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Wohnen: für Hilfe
Ein Projekt mit Zukunft

Text Tim Neumann

Die Freude ist groß: Endlich ist die Zulassung zur Universität angekommen. Doch für viele angehende Studenten steht mit der Immatrikulation die nächste Herausforderung an, denn sie wollen oder brauchen eine neue Bleibe. Und das ist bei der angespannten Situation auf dem Wohnungsmarkt in vielen Städten ein echtes Problem. Aus dieser Situation heraus ist das Projekt „Wohnen: für Hilfe“ entstanden. Studierende werden sozusagen zum Untermieter. Weil sie den Wohnungsanbieter im Alltag unterstützen, zahlen sie eine reduzierte Miete.

Am Katernberg gibt es seit Oktober eine solche außergewöhnliche Gemeinschaft. Pensionär Johannes, 87, und Studentin Melissa, 23, leben dort unter einem Dach. „Ich wohnte seit Juli alleine“, sagt Johannes, „und deswegen wollte ich ein bisschen mehr Leben im Haus haben“. Melissa studiert seit Oktober Gesundheitsmanagement an der Bergischen Universität. Von dem Projekt hatte sie durch Zufall erfahren. „In einer Kölner Arztpraxis habe ich einen Flyer gesehen, und mich dann einfach mal beworben“, erinnert sie sich. An der Bergischen Universität ist das Hochschulsozialwerk für die Vermittlung zuständig. „Wir bieten eine Plattform und unsere Beratung, damit beide Seiten zueinander finden“, erklärt Fritz Berger, der Geschäftsführer des Hochschulsozialwerks. Der Service des Sozialwerks ist kostenlos.

Als Faustregel empfiehlt das Hochschulsozialwerk neben einer Beteiligung an den Nebenkosten – Melissa zahlt 100 Euro -, eine Stunde Hilfe pro Monat mit einem Quadratmeter Wohnraum zu verrechnen. So machen es auch Melissa und Johannes. „Aber ich stehe hier natürlich nicht mit der Uhr, das funktioniert von alleine“, sagt er. Ähnlich steht es auch im Vertrag, den beide unterschrieben haben: „Auf Detailbeschreibungen wird verzichtet, da gegenseitiges Vertrauen vorausgesetzt wird.“ „Die Dinge ergeben sich und es läuft alles wie selbstverständlich“, sagt Johannes zufrieden. Melissa stimmt ihm zu: „Wir unterstützen und helfen uns, wo es nötig ist.“ Über die Hilfe im Alltag hinaus sind schon kleine Traditionen entstanden. Jeden Freitag kochen die Mitbewohner gemeinsam.

„Von ‚Wohnen: für Hilfe‘ profitieren Studierende und Vermieter gleichermaßen“, sagt Fritz Berger. Dass das Projekt gut funktioniert, zeigt sich am Katernberg. Die Nachbarn seien auch schon interessiert, erzählt Johannes. Und Melissa findet: „Das ist ein Projekt mit Zukunft!“

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