Basilika St. Laurentius, Friedrich-Ebert-Straße 22, 42103 Wuppertal
Gelungener Auftakt des Kunstprojekts „BESA - Ein Versprechen“ am 6.11. an der Laurentiuskirche: Gezeigt wurde in einer Großprojektion die Comicstory um zwei benachbarte Familien, einer jüdischen und einer muslimischen, albanisch-stämmigen. Zahlreiche Passanten schauten sich die etwa 15-minütige Animation an, auch kamen die Künstler mit albanischen Mitbürgerinnen ins Gespräch über den Ehrenkodex BESA. Das Projekt soll nun - je nach Fördersituation - durch NRW touren.
„Stolpersteine erinnern an Menschen, die das nationalsozialistische Terrorregime verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Suizid getrieben hat. Die kleinen, in den Boden eingelassenen Messingtafeln liegen meist vor dem letzten frei gewählten Wohnort der NS-Opfer.“ (Quelle: stolpersteine.wdr.de)
Um Wohnorte, Häuser, Menschen, Nachbarn heute, geht es in der Comicstory BESA - Ein Versprechen. Basierend auf der albanischen Historie, dass dort im Zweiten Weltkrieg muslimische Albaner jüdische Flüchtlinge versteckt und beschützt haben, blickt BESA auf zwei Familien in NRW.
Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt, deren Schnittstelle ein Stolperstein ist. Eine Rückblende in die NS- Zeit zeigt den Bewohner eines Mehrfamilienhauses, der aus rassistischen Gründen seinen jüdischen Nachbarn verrät. Das Überblenden vor ebendieses Mehrfamilienhaus in einer heute migrantisch geprägten deutschen Stadt vermittelt die historische Bedeutung dieses Ortes. Ein Mehrfamilienhaus, in dem unterschiedlichste Mietparteien wohnen, so auch die albanisch-stämmige Familie Tafa und die jüdische Familie Hirsch.
Der Angriff der Hamas auf Israel ist für Bato Tafa, den Sohn der Familie, zunächst nur eine Schreckensmeldung mehr, die er täglich über die Social Media konsumiert. Der Großvater jedoch verweist auf die albanische Historie und den Ehrenkodex BESA. Bei Familie Hirsch sind Aufregung und Trauer groß; auch die länger schon reifende Überlegung, nach Israel auszuwandern, wird durch die aufkommenden begleitenden antisemitischen Übergriffe verstärkt. Familie Hirsch kann sich der Situation unmöglich entziehen und Familie Tafa sieht sich wie viele Muslime unter Generalverdacht.
Anhand eines animierten Kurzfilms wird die Story mitten rein in die Stadt und zu ihren Menschen getragen. An zentralen und/oder von Fußgängern stark frequentierten Orten im öffentlichen Raum wird in zahlreichen Städten eine Filmpremiere von BESA als Großprojektion stattfinden.
„Die bemerkenswerte Unterstützung, die den Juden entgegengebracht wurde, war begründet in dem Ehrenkodex BESA, der noch heute in Albanien als der höchste ethische Wert gilt. BESA heißt wörtlich ‚ein Versprechen halten‘.“ (Quelle: yadvashem.org).
Die in NRW lebenden Juden und Jüdinnen sind ständig mit Antisemitismus konfrontiert, manche sitzen sogar auf gepackten Koffern. Diesen Zustand akzeptieren wir nicht! Unserem Projekt liegt deshalb der Kern des Leitbildes der Bildungsstätte Anne Frank zugrunde: „Die Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt ist bundesweit aktiv, um Jugendliche und Erwachsene für Antisemitismus, Rassismus und andere Formen der Menschenfeindlichkeit zu sensibilisieren – und sie für die aktive Teilhabe an einer offenen, demokratischen Gesellschaft zu stärken.“ (Quelle: bs-anne-frank.de). BESA - Ein Versprechen ist unser aktiver Beitrag, für Antisemitismus im direkten persönlichen Umfeld zu sensibilisieren und in Auseinandersetzung damit zu gehen. Dabei soll BESA hier nicht zum Schreckgespenst werden, ganz im Gegenteil wird Betrachtenden der Wert von Haltung, Courage und Zusammenhalt großflächig vor Augen geführt.
Christoph Schönbach ist freiberuflicher Kommunikationsdesigner und beschäftigt sich seit über 25 Jahren intensiv mit der Gestaltung audiovisueller Medien. Neben seiner gestalterischen Arbeit unterrichtet er als Dozent an der Westfälischen Hochschule im Fachbereich Medien-Informatik.
Jörg Degenkolb-Değerli ist seit 25 Jahren als freier Journalist (Print / Web) und Autor für Print, Web, PR, Bühne und TV tätig. In zahlreichen Workshops, Schreibwerkstätten und Projekten arbeitete er mit Menschen von 6 bis 70 Jahren; u. a. schrieb er mit einer 9. Klasse einen Roman. Er hat diverse Audio- und Videoproduktionen mit Christoph Schönbach realisiert.
Christoph Heuer wurde 1962 in Essen geboren. Nach einer Lehre zum Bauzeichner gelangte er über den zweiten Bildungsweg an die Universität Essen, wo er zunächst Bauingenieurwesen studierte. Nachdem er während eines Kurzurlaubs in Paris den französischen Comic entdeckte, begann er selbst wieder zu zeichnen. Ab 1993 studierte er Kommunikationsdesign an der heutigen Folkwang Universität der Künste. 2002 wurde seine Diplomarbeit „Kindergeschichten – eine nonlineare Novelle“ vielfach ausgezeichnet. 2025 publizierte Helena Wolf ihre Familiengeschichte „Möge die Welt dein zu Hause sein“ in Form einer Graphic Novel, die er gezeichnet hat. Er arbeitet heute als freischaffender Illustrator, Designer und Musikvideoproduzent.
Kai Fobbe ist Filmemacher und Komponist. Geboren in Bochum, studierte er zunächst Physik und wechselte dann zum Studium der Musik, das er mit dem Diplom abschloss. Ab 1999 entwickelt er Musikkomposition hin zum komponierten Film, ab 2003 Komposition zum Stummfilm. Seit 2010 gestaltet er Video-Installationen im öffentlichen, realen und digitalen Raum. Seit 2019 befasst er sich mit dem Komponieren im Morsezeichen-Rhythmus und der Zusammenarbeit mit gehörlosen KünstlerInnen. Zurzeit beschäftigt er sich mit der visuellen Kommunikation im Film, Komponieren und Morsen.