am gestrigen Samstag wurde der Anfang des neuen Kirchenjahres, das mit dem heutigen 1. Advent beginnt, mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Alten reformierten Kirche in Wuppertal-Elberfeld gefeiert. Im Mittelpunkt stand dabei der Text des Propheten Jesaja, der in der Wallfahrt der Völker zu Berg Zion das Zeichen des Anbruchs der messianischen Zeit sieht.
Jahreswechsel sind immer Zeiten des Übergangs, an denen der Blick vor allem auch zurück auf das Vergangene gerichtet wird. In Wuppertal waren gerade die letzten Wochen von intensiven Diskussionen und Entscheidungen geprägt, die das Miteinander in und die Zukunft der Stadt betreffen: Die Ansiedelung eines schwedischen Möbelhauses, die Zukunft des Schauspielhauses, die Pläne zum Bau eines Anstalt des Maßregelvollzugs (allgemein als "Forensik" bezeichnet) und nicht zuletzt die gegen den Neubau einer Moschee gerichtete Demonstration von PRO NRW, die das ZDF zu einem Bericht veranlasste, in dem Wuppertal als Hochburg der rechten Szene bezeichnet wurde.
Das alles ist geeignet, die Bürgerinnen und Bürger Wuppertals in eine tiefe Depression zu stürzen. Und tatsächlich hat man angesichts zahlreicher Leserbriefe in der lokalen Presse den Eindruck, dass die Zukunft Wuppertals besiegelt sei.
Dabei hilft manchmal nur ein kleiner Wechsel der Perspektive - und aus dem Blick zurück wird ein Blick nach vorn. So hat das ZDF schlicht übersehen, dass einigen wenigen Demonstranten von PRO NRW am 27. Oktober 2012 hunderte, wenn nicht tausende Wuppertalerinnen und Wuppertalter gegenüber standen, die sich für eine weltoffene und tolerante Stadt einsetzten. Und wie schon am 9. November 2011 waren auch hier nicht zuletzt die Kirchen in Wuppertal mit hohem Engagement beteiligt: Gerade die evanglischen und katholischen Christen Wuppertals haben das deutliche Zeichen dieses Widerstandes möglich gemacht.
Der Text Jesajas endet mit den Worten: "Ihr vom Haus Jakob, kommt, wir wollen unsere Wege gehen im Licht des Herrn." (Jesaja 2,5) Er ist gesprochen in eine Zeit der Depression des Volkes Israel, das sich im Exil befindet. Das Volk Israel lernt, dass eine neue Dynamik entsteht, wenn man sich mit Rede und Tat auf den Weg Gottes macht. Das gilt auch für Wuppertal: Jammern alleine hilft nicht! Was zählt, sind echte Lösungen. Wuppertal ist dynamisch. Wuppertal hat Energie. Verschwendet sie nicht mit Meckerei, sondern sucht kreativ nach neuen Wegen, die beschritten werden können.
In diesem Sinn: Schana towa - ein gutes neues (Kirchen)Jahr,
Ihr
Dr. Werner Kleine, PR
Katholische Citykirche Wuppertal