Ausgabe 18, Mai 2017

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Vom Tönen und Föhnen

Martin Schulz die Antwort auf alle Fragen! Oder doch Mutti? Für Donald Trump alles Fake News.

Text Jörg Degenkolb-Değerli
Grafik Christoph Schönbach

+++ Eilmeldung +++ Neuauflage von „Per Anhalter durch die Galaxis“ geplant. Darin ist die Antwort auf die Frage „nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“ nicht mehr 42, sondern Martin Schulz. +++ Eilmeldung +++

Dies hatte kürzlich ein Witzbold auf Fakebook gepostet. Da war die Laune aber ganz schnell auf Augenhöhe mit dem Trump Tower. Mister 100 Prozent als Lösung auf alle Fragen; de’ Machtin nicht als Heiland, nein: als Highlander. Es kann nur einen geben. Einen Politiker, der zur richtigen Zeit das Richtige sagt. Den älteren Semestern klingelt nach einem halben Leben endlich wieder die Soziale Gerechtigkeit in den Ohren, und die Jüngeren sind neugierig, was das sein könnte und begeistern sich prophylaktisch mit. Jetzt wird doch noch alles gut! Man muss nicht gleich die Demokratie stornieren, wenn es mal unrund läuft mit der Existenz. Man muss die Gerechtigkeit wählen und zack! Problem gelöst. Oder doch nicht? Wirre Seelen versus Würselen: 0:1 (minus Saarland, Schleswig-Holstein und NRW)

Berufswunsch Populist

Wenn nun aber Teenager den Berufswunsch Populist äußern, dann meinen sie natürlich nicht den onkeligen Nostalgiker, der einfach den besseren Body-Mass-Index fürs Heldenkostüm vorweisen kann als Erzengel Sigmar; dieser konnte mit einer kanzlertauglichen Vita so gar nicht punkten: „Während Gabriel in der christlichen Kunst zunächst ein männliches Aussehen hat, wird er später geschlechtsneutral und schließlich auch weiblich dargestellt“, wird eine digitale Enzyklopädie zitiert und toppt mit dem Satz: „Er nimmt auch im Islam eine wichtige Rolle ein.“ Das geht selbstverständlich nicht. Bleibt zu hoffen, dass er als gendernder AußenministerIn nicht allzu viel anstellt und zur roten Krawatte stets ein rotes Kopftuch trägt.

Würde man sich nun also ins Berufsinformationszentrum (BIZ) aufmachen, um sich über das Berufsbild des Populisten zu informieren, bekäme man als Master-Absolventen selbstredend nicht unseren zukünftigen Bundesvati präsentiert, sondern Mitbewohner dieses Planeten, die teils sehr komplexe Krankheitsbilder aufweisen und sich damit bei Gleichgeschalteten tänzelnd nach vorne spielen.

„Ich hab` nichts gegen Fremde, aber...“

Da wäre zum Beispiel Geert Wilders, der Draco Malfoy der Niederlande. Der Sohn einer indonesisch-niederländischen Mutter hat dummerweise eine seltene Allergie – gegen Mütter, nein, Ausländer. Oder waren es ausländische Mütter? Wilders weiß es vermutlich selber nicht mehr, ist der gemeine Rechtspopulist doch eher widersprüchlich, frei nach dem alten Methusalix’schen Motto: „Ich hab’ nichts gegen Fremde. Aber diese Fremden sind nicht von hier.“ Zum Glück hat Malfoy wieder einmal die Rechnung ohne Potter gemacht. Der hat ihm in Gestalt von Mark Rutte über steuerbord kommend Wind aus den Segeln genommen: Landeverbot für den türkischen Außenminister. Kannste dir nicht ausdenken. Und Mevlüt Cavusoglu kann sogar froh sein, dass der holländische Hüne ihn nicht vom Himmel geholt hat – war die Rutte im Mittelalter doch eine Waffe zum Verschießen von Brandgeschossen. Prinzenflagge contra Mondstern: 1:0

Babo vom Bosporus

Ganz sicher in der BIZ-Datenbank zu finden wäre auch er: Recep Tayyip Erdoğan, der Babo vom Bosporus. Er trägt praktischerweise das Rezept schon im Namen und ist sicher ein gern gesehener Gast in Istanbuler Apotheken. Die packen ihm da kartonweise Psychopillen in den Benz, damit der Semi-Sultan über die Woche kommt. Mittlerweile ist wohl schwer nachzuvollziehen, ob das permanente Verwechseln nun Symptom oder vielleicht Nebenwirkung ist. Demokratie, Menschenrechte, Unterdrückung, Freiheit, Nazimethoden, Krieg, Frieden, Todesstrafe ... – der arme Präsi kriegt es nicht mehr auf die Kette und liegt beim Staaten-Bingo ständig daneben. Recep Tayyip gegen Erdoğan: Unentschieden

Der nicht ganz so verpeilte Teenie würde schnell verstehen: Die Abgehängten, der kleine Mann, das Volk, die Zukurzgekommenen – sie alle brauchen exakt eine Person, die ihnen verspricht, ihre Unzufriedenheit wegzuzaubern. Diese Person sollte mittelmäßig bis völlig bescheuert aussehen und in der Lage sein, Jein zu sagen; egal ob in Moskau, Pjöngjang, Dresden oder Washington.

Ach ja, aus den USA kam dieser Tage auch eine denkwürdige Eilmeldung: Steven Spielberg hat überraschend verkündet, dass er sich von dem Film „Die Schlümpfe“ inspiriert fühlt und nun einen Katastrophenkurzfilm plant, mit dem Titel: „Die Trümpe“. In diesem Film kommt ein twitterndes Toupet an die Weltherrschaft, wird aber schon nach acht Minuten von Chuck Norris bis zur Unkenntlichkeit gefärbt und aufs offene Meer geföhnt.

Man kann also wohl wieder einmal sagen: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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