Ausgabe 18, Mai 2017

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Was tun, wenn’s brennt?

Ein gemeinsames Essen ist fester Bestandteil des Zusammenkommens.

Text und Bild Daniela Ullrich

Es ist eine kleine Erfolgsgeschichte: Das Judas-Thaddäus-Projekt im Gemeindezentrum Sankt Marien. Im Februar vor drei Jahren war es an der Hardt an den Start gegangen – eigentlich für ein Jahr. Doch nach mehr als 30 Veranstaltungen ist das Projekt vor allem für die Teilnehmer kaum noch aus ihrem Leben weg zu denken.

Der 28. Oktober ist der Tag, an dem Katholiken weltweit Judas Thaddäus gedenken. Zwar ist über das Leben des Apostels, der als Märtyrer starb, wenig bekannt. Gesichert ist jedoch, dass er als Schutzpatron für all jene zuständig ist, die am Rande der Gesellschaft stehen, die in einer hoffnungslosen Situation sind, von Krankheit oder auch von Armut betroffen. Ihnen steht in Wuppertal an jedem 28. eines Monats das Gemeindezentrum Sankt Marien offen. Dann gibt es eine deftige Suppe, hausgemacht und frisch geliefert von der Metzgerei Kaufmann, die das Projekt von Beginn an unterstützt. Ein Projekt von Katholischer Citykirche Wuppertal und Gemeindecaritas, des Sozialdienstes katholischer Frauen, Notfallseelsorge und Obdachlosenseelsorge.

Gott als Hirte, Gott als Gastgeber in guten wie in schlechten Zeiten – ein solcher Gott ist vor allem durch Psalm 23 wohl bekannt. Aber was tun, wenn ein Psalm oder auch ein Teller Suppe nicht mehr reichen? Was tun, wenn es wirklich brennt, wenn das Schicksal es nicht gut mit einem meint? In dieser Situation hat Judas Thaddäus vielen Menschen geholfen; auch dem Wuppertaler Jakob (Name von der Redaktion geändert). Der gebürtige Pole durchschritt vor einiger Zeit ein finsteres Tal: Der lebenslustige Mann verlor ein Bein, konnte plötzlich nicht mehr arbeiten. „Aber Judas Thaddäus hat mir sehr geholfen“, erzählt Jakob am 28. Dezember. Gemeinsam beten, miteinander reden, der Andacht neben der Statue des Judas Thaddäus lauschen. Da konnte Jakob seine Sorgen kurz vergessen, aber auch Kraft schöpfen.

In St. Marien findes sich die Statue des Heiligen Judas Thaddäus. Foto: Christoph Schönbach

Zu Beginn des Projektes war der 50-Jährige Stammgast im Gemeindezentrum an der Hardt. „Mittlerweile kann ich nur noch dabei sein, wenn der 28. auf ein Wochenende oder einen Feiertag fällt, oder ich, so wie heute, Urlaub habe“, erklärt er beim gemeinsamen Mittagessen und lächelt dabei glücklich. Denn Jakob hat ein „neues“ Bein, arbeitet wieder und wenn die kleine Gruppe aus zehn bis 20 Menschen nach dem Mittagessen gegen 13 Uhr zur Andacht in die Marienkirche geht, zur Ikone des Heiligen Judas Thaddäus, nimmt er nicht mehr den Aufzug. „Die Zeiten sind vorbei“, sagt er und klopft sich auf den Schenkel, an den seine Prothese ansetzt: „Alles Hightech, per Mikrochip gesteuert“, erklärt Jakob, als er auf der Treppe kurz innehält.

Jakob hat aus dem finsteren Tal herausgefunden – dank Judas Thaddäus. All jenen, die weiterhin ein solches zu durchschreiten haben, fühlt er sich weiter verbunden, genießt die Gespräche bei Kaffee und Gebäck nach der Andacht. Und er hilft selbst gerne anderen – auch wenn es dabei manchmal nur um so profane Dinge geht, wie einer Technikverzweifelten beim Einrichten ihres Smartphones behilflich zu sein.

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